Reinhard Mey "Das Geheimnis im Hefeteig oder der Schuss im Ofenrohr" testo

Das Geheimnis im Hefeteig oder der Schuss im Ofenrohr

Soweit ich mich noch erinnern kann,Fing alles mit einem Kuchen an,Einem Apfelkuchen, genauer gesagt.An einem 12. war's, an einem Donnerstag.Ich hatte, um ihr eine Freude zu machen,Schnell nach dem Kochbuch allerlei SachenWie Hefe und Mehl mit Äpfeln vermengt,Dann alles in eine Backform gezwängt,In den Teig noch "Herzlich willkommen" geritztUnd alles auf kleinem Feuer erhitzt.Was dann geschah, geschah unheimlich schnell.Aus dem Backofen schoss es leuchtend und grell.Der Kuchen ist fertig, dachte ich schon.Dann gab's eine mächtige DetonationUnd die Backform flog mir um die Ohren.Dann hab' ich wohl die Besinnung verloren.Ein Feuerwehrmann schleifte mich vor die Tür.Erst langsam kam ich wieder zu mir.Aus der Menge der Schaulust'gen im Frei'nRedet' ein Mann krauses Zeug auf mich ein:„Butterblume an Dornröschen:Nordwind singt im Ofenrohr!“

Um ihn standen sehr unauffällig und stummDrei Herren in Trenchcoat und Schlapphut herum,Die zerrten mich an den StraßenrandIn einen Wagen, der mit laufendem Motor dort stand.Dann begannen sie an meiner Kleidung zu suchen -Wohl nach den Resten von meinem Kuchen.Ich sagte, es war'n Eier und Äpfel dabei.Man meinte, dass ich wohl ein Witzbold seiUnd schlug mir ein Funksprechgerät hinter's Ohr,Worauf ich abermals die Besinnung verlor.Von zwei Lampen geblendet erwachte ich.Eine Stimme im Dunkeln entschuldigte sichUnd sagte, meine Entführer wär'nGrad' gut, um tote Briefkästen zu leeren.Und ich sollte jetzt endlich die Formel hergeben,Andernfalls wäre mein Leben...Da unterbrach ihn das Telefon.Aus dem Hörer hört' ich: „Hier Otto Spion,Wir haben die Formel ausfindig gemacht.Sie ist hier am Flugplatz, Gepäckschließfach acht.Robinson an Mäusezähnchen:Bratkartoffeln blühen blau!"

Fluchtartig verließen alle den RaumIn Richtung Flugplatz und hatten kaumDie Türe hinter sich zugeklinkt,Da erschien ein and'rer Agentenring.Der Anruf käme von ihrer Seite,Sagten sie mir, und dass es sie freute,Dass ich nun in ihrem Schutze sei,Und wie bahnbrechend meine Erfindung sei,Und wie wichtig für den Frieden der Welt,Dass sie nicht in die falschen Hände fällt.Doch jetzt sei die Zeit nicht für Diskussionen.Sie brachten mich an die BahnstationUnd in einen Zug, und nach kurzer ZeitBremste er scharf, es war wieder soweit.Der Zug stand still und an den TürenErschienen, um mich erneut zu entführen,Vier mir noch nicht bekannte Herr'n.Ich ließ mich in ihren Wagen zerr'nUnd wartete geduldig und zahm,Dass die Sprache auf meine Formel kam."Tangokönig an Walküre:Der Pirol pfeift heute Nacht!"

Ich hatte doch nur einen Kuchen geplant,Dass es Sprengstoff würde, hab' ich nicht geahnt,Nur weiß ich mit den Zutaten nie Bescheid.Sie lobten meine BescheidenheitUnd meinten, mir sei da Großes gelungen,Und boten mir gute ArbeitsbedingungenUnd angenehmes Betriebsklima an.Vonseiten Regierung sei alles getanFür eine fruchtbare Forschungsarbeit.Bis mein Flugzeug ging, blieb nur noch wenig Zeit.Da sie einen entschlossenen Eindruck machten,Ließ ich mich in ein Flugzeug verfrachten.Doch kaum hatte ich mich angeschnallt,Da erschien eine malerische GestaltUnd zwang, welch' unerwartete Wandlung,Das Flugzeug noch vor dem Starten zur Landung.Nach diesem Akt kühner LuftpiraterieBedurfte es nicht vieler Fantasie,Um der nächsten Entführung entgegenzuseh'n,Doch zu meinem Erstaunen ließ man mich geh'n."Rumpelstilzchen ruft Schneewittchen:Stroganoff, nix Kasatschok!"

Erst als ich in der Empfangshalle stand,Sah ich die Agenten allesamt,Inzwischen mir alle persönlich bekannt,Doch anscheinend war ich nicht mehr interessant.Mit sich selbst zu beschäftigt fotografiertenSie sich gegenseitig und spioniertenDer Formel nur noch untereinander nach.Ein netter Agent, den ich darauf ansprach,Erklärte mir das und half mir noch ausMit dem Fahrgeld für die U-Bahn nach Haus.Das Ganze ist längst schon Vergangenheit,Ich koch' nur noch manchmal, von Zeit zu Zeit,Und dann auch nur Tütensuppen und so,Also Sachen ganz ohne Risiko.Ich hätte auch alles schon längst vergessen,Käme nicht neulich unterdessenEin Brief von der Spionageabwehr."Inhalt streng geheim!" stand auf dem Kuvert."Wie wir aus geheimer Quelle erfahren,Waren Sie vor zweieinhalb JahrenIn eine Sprengstoffaffäre verstrickt".Daraufhin hab' ich ihnen mein Kochbuch geschickt.Doch so, wie ich jetzt die Geheimdienste seh',Gelang es ihnen allen noch lange, eh'Das Buch ankam, es zu fotokopierenUnd fleißig danach zu experimentieren.Und so wird in den Laboratorien der WeltNach meinem Rezept Apfelkuchen erstellt,Mit Hefeteig, Äpfeln und Zucker und Zimt,In der Hoffnung, einmal explodiert er doch.Und wenn sie nicht gestorben sind,Dann backen sie heute noch,Dann backen sie heute noch!

Qui è possibile trovare il testo della canzone Das Geheimnis im Hefeteig oder der Schuss im Ofenrohr di Reinhard Mey. O il testo della poesie Das Geheimnis im Hefeteig oder der Schuss im Ofenrohr. Reinhard Mey Das Geheimnis im Hefeteig oder der Schuss im Ofenrohr testo.