Viertel vor sieben
Dunkle Regenwolken sind aufgezogen,Die Dämmerung fällt auf einmal ganz schnell.Überm Stahlwerk flackert blau der Neonbogen,Die Fenster im Ort werden hell.„Wo hast du dich nur wieder rumgetrieben,Zieh die klatschnassen Schuh' erstmal aus!"Manchmal wünscht' ich, es wär' noch mal viertel vor siebenUnd ich wünschte, ich käme nach Haus!Und es soll Sonnabend sein und es soll Topfkuchen gebenUnd der soll schon auf dem Küchentisch stehnUnd eine Kanne Kakao und meine Tasse danebenUnd ich darf die braune Backform umdrehn.Schokoladenflocken mit der Raspel geriebenIn der Schaumkrone meines Kakaos.Manchmal wünscht' ich, es wär' noch mal viertel vor siebenUnd ich wünschte, ich käme nach Haus!
Ein Brief zwischen Zeitung und Werbung im KastenErschüttert dein Fundament:Anna und Hans, die so gut zusammenpaßten,Haben sich einfach getrennt.Wie hast du sie beneidet, zwei, die sich so lieben!Und plötzlich ist doch alles aus.Manchmal wünscht' ich, es wär' noch mal viertel vor siebenUnd ich wünschte, ich käme nach Haus!Und Vater soll im Wohnzimmer Radio hör´nIn den steinalten Grundig versenkt.Und die Haltung sagt mir: Bloß jetzt nicht stören!Und wenn er den Blick auf mich lenkt,Mit der vorwurfsvoll'n Geste die Brille hochschieben,„Menschenskind, wie siehst du wieder aus!"Manchmal wünscht' ich, es wär' noch mal viertel vor siebenUnd ich wünschte, ich käme nach Haus!Das Fell wird dünner und leerer der Becher,Der Zaubertrank wirkt nur noch schwer.Der Kummer ist tiefer, der Trost scheint schwächer,Und es heilt nicht alles mehr.Wo ist meine Sorglosigkeit geblieben,Was machte Erkenntnis daraus?Manchmal wünscht' ich, es wär' noch mal viertel vor siebenUnd ich wünschte, ich käme nach Haus!Nur einen Augenblick noch mal das Bündel ablegenUnd mit argslosem Übermut,Durch dunkle Wege, der Zuflucht entgegenUnd glauben können: Alles wird gut!Manchmal wünscht' ich, die Dinge wär'n so einfach gebliebenUnd die Wege gingen nur gradeaus,Manchmal wünscht' ich, es wär' noch mal viertel vor siebenUnd ich wünschte, ich käme nach Haus!