Wie duftet doch der Flieder (Fliedermonolog)
HANS SACHSWas duftet doch der Fliederso mild, so stark und voll!Mir löst es weich die Glieder,will, dass ich was sagen soll.Was gilt's, was ich dir sagen kann?Bin gar ein arm einfältig Mann!Soll mir die Arbeit nicht schmecken,gäbst, Freund, lieber mich frei:tät besser, das Leder zu strecken,.und liess alle Poeterei!Und doch, 's will halt nicht gehn:Ich fühl's und kann's nicht verstehn,kann's nicht behalten, - doch auch nicht vergessen:und fass ich es ganz, kann ich's nicht messen!Doch wie soll ich auch fassen,was unermesslich mir schien.Kein' Regel wollte da passen,und war doch kein Fehler drin.Es klang so alt, - und war doch so neu,wie Vogelsang im süssen Mai!Wer ihn hörtund wahnbetörtsänge dem Vogel nach,dem brächt es Spott und Schmach:Lenzes Gebot,die süsse Not,die legt es ihm in die Brust:nun sang er, wie er musst,und wie er musst, so konnt er's,das merkt ich ganz besonders.Dem Vogel, der heut sang,dem war der Schnabel hold gewachsen;macht er den Meistern bang,gar wohl gefiel er doch Hans Sachsen!