Leb wohl, du kühnes, herrliches Kind (Wotans Abschied)
WOTANLeb wohl, du kühnes, herrliches Kind!Du meines Herzens heiligster Stolz!Leb wohl! Leb wohl! Leb wohl!
Muss ich dich meiden,und darf nicht minnigmein Gruß dich mehr grüßen;sollst du nun nicht mehr neben mir reiten,noch Met beim Mahl mir reichen;muss ich verlieren dich, die ich liebe,du lachende Lust meines Auges:ein bräutliches Feuer soll dir nun brennen,wie nie einer Braut es gebrannt!Flammende Glut umglühe den Fels;mit zehrenden Schreckenscheuch' es den Zagen;der Feige fliehe Brünnhildes Fels! -Denn einer nur freie die Braut,der freier als ich, der Gott!
Der Augen leuchtendes Paar,das oft ich lächelnd gekost,wenn Kampfeslust ein Kuss dir lohnte,wenn kindisch lallend der Helden Lobvon holden Lippen dir floss:dieser Augen strahlendes Paar,das oft im Sturm mir geglänzt,wenn Hoffnungssehnen das Herz mir sengte,nach Weltenwonne mein Wunsch verlangteaus wild webendem Bangen:zum letztenmalletz' es mich heut'mit des Lebewohles letztem Kuss!Dem glücklichen Manneglänze sein Stern:dem unseligen Ew'genmuss es scheidend sich schließen.
Denn so kehrt der Gott sich dir ab,so küsst er die Gottheit von dir!
Loge, hör'! Lausche hieher!Wie zuerst ich dich fand, als feurige Glut,wie dann einst du mir schwandest,als schweifende Lohe;wie ich dich band, bann ich dich heut'!Herauf, wabernde Lohe,umlodre mir feurig den Fels!
Loge! Loge! Hieher!
Wer meines Speeres Spitze fürchtet,durchschreite das Feuer nie!