Bald anders
Es zieht ein Mann wohl durch das Land,Mit seiner Flöten in der Hand.Und spielt er auf dem silbern Rohr,Erreicht sein Ton ein jedes Ohr.Er kommt von allen Enden,Zu untern und zu obern Ständen.Man findet ihn an jedem Ort;Heut spielt er hier und morgen dort.
Er kann verwandeln seine Gestalt;Mal ist er jung, dann wird er alt.Ein jeder hat schon sein Antlitz geschaut,Und manchen hat’s dabei gegraut.In Königreich, Provinz und Ländern,Da tut er alle Ding' verändern.Wenn du mich nun fragst, wie man ihn nennt:Bald anders heißt er, den jeder kennt.
Den Frieden verändert er in Streit,Fruchtbare Jahre in teure Zeit,Stößt Mächtige von ihrem Land,Die Ehrlichen in Spott und Schand.Den Liebenden bringt er Herzeleid,Den Fröhlichen Traurigkeit.Die Schönen macht er ungestalt,Den Sanften lehrt er Gewalt.
Doch auch für den Armen wendet er das Blatt:Den Hungrigen macht er satt.Der Bettler wird zum reichen Mann,Der Blinde wieder sehen kann.Vielen ist er ein düsterer Gast,Andern nimmt er ihre Last.Er wirkt auf ganzer Erdenkreis,Darum er auch bald anders heißt.
Wir sehen ihm nach und denken: „Fürwahr,Wie sind all' Ding' so wandelbar“Ein jeder hat’s bei sich selber gespürt,Wie er ihn an der Nas' rumführt.So zieht bald anders rastlos dahin,Nach steter Wandlung steht ihm der Sinn.Wir tanzen in seinem Reigen.Bald anders wird die Welt sich zeigen.Bald anders wird die Welt sich zeigen.