Am Fluß
Es wird Abend, siehst du auch die alten Weiden dort am Fluss?Komm, in ihrem Schatten kühlst du deinen müden FußWie die Weiden ihre Zweige, sieh, wie dicht sie sind und schwerFür die Nacht sind wir geborgenUnsre Ängste vor dem MorgenTrägt der Strom bis in das Meer
Und es kämmt ein sanfter Wind das grüne Haar der TrauerweidenHörst du auch das Raunen, diese Stimmen überm Fluss?Lauschen will ich, nur nicht fragen: Was wird aus uns beiden?Weil ich weiß, dass ich mich vor der Antwort fürchten muss
Diese Glut am Horizont, und die Luft, die brandig riechtTrüber Dunst vom ander'n Ufer, der zu uns herüberkriechtLass uns ruhig warten, später, wenn der Wind sich drehtWirst du, so wie ich, erkennenDass nur Stoppelfelder brennenUnd die Sonne untergeht
Und es kämmt ein sanfter Wind das grüne Haar der TrauerweidenHörst du auch das Raunen, diese Stimmen überm Fluss?Lauschen will ich, nur nicht fragen: Was wird aus uns beiden?Weil ich weiß, dass ich mich vor der Antwort fürchten muss
Nahes Rufen, Hundebellen, und jetzt fällt ein Schuss –Mein Knie, es schmerzt, es fallen rote Tropfen in den FlussNein, noch fließt kein Blut, der Krampf löst sich in meinem BeinIn den Ufersand geflossenUngeschickt von mir vergossenIst der Rest von unserm Wein
Und es kämmt ein sanfter Wind das grüne Haar der TrauerweidenHörst du auch das Raunen, diese Stimmen überm Fluss?Lauschen will ich, nur nicht fragen: Was wird aus uns beiden?Weil ich weiß, dass ich mich vor der Antwort fürchten muss
Kennst du das Lied von jenem Weisen, der am Wasser saßNach Jahr und Tag die Namen seiner Feinde fast vergaßUnd sie am Ende tot im Strom vorübertreiben sah?Nein, wir sind nicht weiseUnsre Feinde – sprich jetzt leise! –Leben, und sie sind ganz nah!
Und es kämmt ein sanfter Wind das grüne Haar der TrauerweidenHörst du auch das Raunen, diese Stimmen überm Fluss?Lauschen will ich, nur nicht fragen: Was wird aus uns beiden?Weil ich weiß, dass ich mich vor der Antwort fürchten muss